Dienstag, 4. Oktober 2011

Lesen statt tadeln

Gestern bekam ich eine interessante Mail eines Sozialarbeiters aus Hagen. Er hat dort an der Geschwister-Scholl-Hauptschule ein Projekt eingeführt, das er „Buch statt Tadel“ nennt. Es gründet auf der Idee der Jugendgerichtshilfe „Lesen statt Strafe“, die ich auch schon in meinem Blog vorgestellt habe.
Da ein Tadel in einer Schule oft bei den Schülern keine Verhaltensänderung bewirkt, suchte Herr Scheffler nach anderen Möglichkeiten. Dabei kam er auf die Idee, dem Schüler als Alternative anzubieten, ein Buch zu lesen, das zu dem jeweiligen Fehlverhalten passt.
Über 20 Bücher hatte der Sozialarbeiter dabei in seinem Alternativ-Repertoire.
Diese beschäftigen sich mit den Themenbereichen  Gewalt, Mobbing, Drogen, Sachbeschädigung, Diebstahl, Internet und Schwänzen.

Natürlich gab es zunächst Bedenken, ob den Schülern mit dieser Form der Strafe vielleicht der Spaß am Lesen genommen würde. Doch da machte Herr Scheffler andere Erfahrungen. Die Schüler waren oft sehr berührt von den Büchern, konnten sich in die Situation hinein versetzen und fühlten mit dem Protagonisten.
Zu dem Lesen wurde verpflichtend gemacht, eine Inhaltsabgabe zu schreiben und Fragen zu beantworten. Zuletzt erfolgte ein Abschlussgespräch, bei dem folgende Aspekte herausgearbeitet wurden:
Was bedeutet mir das, was ich gelesen habe?
Was hat das mit meinem Leben zu tun?
 
Wie hätte ich in dieser Situation gehandelt? 
Was könnte ich in meinem Leben ändern, damit nicht das passiert, was sich in dem Buch ereignet hat?

Sollte jemand an diesem Projekt auch für seine Schule interessiert sein, werde ich die Mail gerne weiter leiten.

1 Kommentar:

  1. Das ist wirklich eine hervorragende Idee, finde ich! Ein bisschen so wie der Einsatz von Straftätern in einem sozialen Umfeld statt Knast.

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