Dienstag, 29. September 2015

Schreibwerkstatt in Salzgitter



Sie liest mit ruhiger Stimme. Die Protagonistin ihrer Geschichte hat ein Kind bekommen. Stolz und dankbar betrachten sie und ihr Mann das Neugeborene. Dann plötzlich und unerwartet die Wendung. Ein Kind schenkt einen kleinen Teddybär zur Geburt, und damit steigt die Erinnerung an den strengen Vater und eine Kindheit voller Entbehrungen wieder auf.
Es ist so leise im Klassenzimmer, dass mir eine Gänsehaut über den Rücken läuft. Die ganze Fülle eines Schreibworkshops zeigt sich oft in dem Moment, in dem wir die Geschichten für andere lesen.



Der Schreibworkshop am Kranichgymnasium in Salzgitter war von Anfang an richtig schön. Eine kleine, aufmerksame Gruppe an Schülern erwartete mich mit Spannung. Ich hatte nicht viel zu tun – ein paar Impulse, ein paar Schreibregeln, ein bisschen Ideenbrainstorming, dann entwickelten sich die unterschiedlichsten Geschichten. Alle Geschichten zeigten eine große Ausdruckskraft. Einige Kurzgeschichten hatten schon durch ihre reiche Thematik das Zeug für einen langen Roman. 



Am Ende drückte die Zeit, einen weiteren Tag hätten wir noch gut gebrauchen können. Aber alles wird kostbar durch seine Begrenzung, und so präsentierten die Schüler ihren Klassenkameraden eine Fülle und Dichte an unterschiedlichen Geschichten, wie man sie selten auf Lesungen erlebt.
Ich war danach einfach nur auf Wolke 7 und bin froh, dass ich den Stein dazu ins Rollen bringen durfte.


1 Kommentar:

  1. Es braucht wohl diese Begrenzung ,
    liebe Annette,
    dass Fülle so deutlich und intensiv erlebt und gefühlt wird. Unbegrenzt würde sie wohl 'auslaufen'...

    Schön und berührend dieser Post. Danke!

    Herzlichen Gruss zu dir
    Hausfrau Hanna

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