Donnerstag, 7. Juli 2016

Fährst du nach Lübben?


In der Walachei zu leben, hat Vor- und Nachteile. Die Vorteile liegen darin, dass man die absolute Stille um sich hat und auf unglaubliche Tiere und Pflanzen trifft. Die Nachteile liegen natürlich darin, dass es weit zur nächsten Kreisstadt ist, und wenn man mal Dinge kaufen will oder muss, die sich außerhalb von Brötchen, Gemüse und Fleisch bewegen, wird man mit einer riesigen Einkaufsliste losgeschickt. Dabei wollte man doch eigentlich nur mal ein bisschen für sich alleine shoppen.
„Fährst du nach Lübben?“, lautet hier bei uns im Spreewald die Gretchenfrage.  Und dann kommt es. „Kannst du mir mal eine kurze Hose mitbringen. Ich habe überhaupt nichts mehr anzuziehen. So eine in Beige oder Schwarz, mit Taschen auf den Beinen … naja du schaffst das schon.“ Dabei habe ich gedacht, ich bin aus dem Alter raus, dem Sohn eine Hose mitzubringen. „Ach übrigens, T-Shirts brauche ich auch.“
Und kaum bin ich unterwegs, kommt eine Whats app. „Kannst du auch noch beim Baumarkt vorbei fahren?“ Baumarkt – das ist meine Spezialität. Da kriege ich nämlich schon an der Tür einen Heulanfall. „Ich schicke dir mal ein Foto von den Dingern. Ich weiß gar nicht, wie sie genau heißen. Wir brauchen 15 Stück davon.“
Nun kommt auch noch ein Foto von einem schwarzen seltsamen Plastikteil. Das Schlimme ist nur, ich weiß überhaupt nicht, wie groß dieses Gebilde in Wirklichkeit ist. Und ich weiß gar nicht, ob ich mir diese 15 Stück in eine Tüte stecken kann oder ob ich drei Einkaufswagen brauche.
Ich halte einem Verkäufer das Foto unter die Nase und bin sehr gespannt. Das Ding ist so klein wie ein Eurostück. Gott sei Dank. Sonst hätte ich einen Sprinter leihen müssen, und wenn ich den zurück bringen müsste, hätte es wieder geheißen: „Fährst du gerade nach Lübben?“

1 Kommentar:

  1. Eine hinreissende Episode, auch wenn sie für dich nicht ausschliesslich Friede-Freude-Eierkuchen war.
    Herzliche Grüsse
    Bea

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