Dienstag, 15. Januar 2013

Deine Stimme für mich!




Das erste Mal, dass ich das persönliche Abstimmen ungerecht fand, war an einem Abend für Kurzfilme in Bielefeld. Newcomer präsentierten ihre selbstgedrehten Filme, und es waren ein paar witzige und geistreiche Streifen darunter. Ein Film fiel besonders auf – nicht, weil er lustig, besonders geistreich oder so dialogschwanger war, sondern weil er vom Publikum so groß gefeiert wurde. Und warum feierte das Publikum so einen mittelmäßigen Film? In diesem Film spielten viele Jugendliche mit, und die waren alle zur Premiere gekommen.  
Dann sollte das Publikum für den besten Film abstimmen – und oh Wunder, der Film mit den endlos vielen Protagonisten gewann.
Damals empörte mich das richtig. Ich fand es unglaublich, dass man für sich selbst stimmen konnte. Was für eine Zeitverschwendung, so einen Wettbewerb auszurichten! Wusste doch jeder, wie der ausgeht.
Heute ist es normal, dass man, wenn man für etwas nominiert wird, die Stimmen im eigenen Bekanntenkreis sucht.  
Klicke „gefällt mir“, wenn du findest, dass ich die Schönheitskönigin im Birkel-Nudel-Wettbewerb  werden sollte. Vote für mich, wenn du meinst, dass meine Tischlein-deck-dich-Suppe den Förderpreis des deutschen Suppenhuhnverbandes verdient hat. Gib mir deine Stimme, damit ich mit meiner Geschichte „Amor und das glückliche Schweinchen“ den Geschichtenwettbewerb des Sparefroh-Wettbewerbes der Oberkleinohsener Sparkassenkassenfilialen gewinne.
Nein, bitte lass mich damit in Ruhe. Ich will keine Fotos anschauen, keine Geschichten lesen, keine Videos ansehen, ich will nicht klicken, nicht voten und nicht abstimmen.
Du schaffst es auch ohne mich.
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(Foto: Schwerin)

5 Kommentare:

  1. Meine Stimme fuer die goldene Nudelsuppe am Band haettest du auf jeden Fall sicher!

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  2. Gefällt mir, liebe Annette. Sehr! Sehr! Sehr! Dass derjenige, der am lautesten schreit und am besten networken kann, die meisten Stimmen kriegt, finde ich ... bedenklich.
    Ich frag mich immer, ab wann das bejubelte Networken eigentlich zur beschimpften Seilschaft wird.

    Liebe Grüße, Luise

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  3. Liebe Annette,

    du sprichst mir aus dem Herzen!

    Marie

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  4. Wenn aus einem Talent-Wettbewerb plötzlich ein Beliebtheitswettbewerb wird, kann man sich den ganzen Quark eigentlich sparen.

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  5. Danke, liebe Annette, für diesen Beitrag. Du sprichst mir aus der Seele!

    Liebe Grüße
    Barbara

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